ZEIT für die Schule
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Interview

Warum macht ihr beim Projekt „Digitale Helden“ mit?
Johanna: Ich mache mit, weil ich es wichtig finde, dass wir heute wissen, wie wir uns im Internet sicher bewegen können. Ich finde es einfach schlimm, dass Cybermobbing bis nach Hause reicht. Die Schule und die Leute dort lässt man normalerweise hinter sich. Über das Handy bringt man aber böse Kommentare mit nach Hause. Man ist immer direkt in Kontakt, ohne Pause.

Arian: Ich engagiere mich, weil mich das Thema Internet und Digitales interessiert und ich mich gut auskenne und daher Leuten helfen kann. Viele wissen gar nicht, wie Cybermobbing werden kann. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich selbst keinen Account bei Facebook oder Instagram habe, weil es mir mein Vater nicht erlaubt.

Ian: Ich möchte aus den gleichen Gründen helfen. Cybermobbing ist ein wichtiges Thema, weil Kinder und Jugendliche dadurch ausgegrenzt werden. Es bleibt ja nicht bei Online-Kommentaren – die Ausgrenzung geht in der Schule weiter. Wenn gefakte Bilder verbreitet werden, kann daraus ein Trauma entstehen – manche Kinder denken sogar an Selbstmord. Das muss man ernst nehmen.

Arian (14), Ian (16) und Johanna (16) (v.l.n.r.) von der Taunusschule Bad Camberg sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts „Digitale Helden“
© TEMPUS CORPORATE Arian (14), Ian (16) und Johanna (16) (v.l.n.r.) von der Taunusschule Bad Camberg sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts „Digitale Helden“

Wo begegnet ihr Cybermobbing?
Johanna: Vor allem in den Social Media, auf Instagram, TikTok oder Snapchat – dort, wo man untereinander Bilder oder Videos tauscht, die andere bewerten können. Hier kommt es schnell zu Beleidigungen. Fremde werden schnell mal für ihr Äußeres gemobbt.

Arian: Es passiert aber teilweise auch in Klassengruppen auf WhatsApp. Das sind Personen, die man kennt – aber online ist die Hemmschwelle niedriger. Viele trauen sich online mehr. Mit einem Klick ist die Nachricht online, und jeder kann es sehen. Das ist ganz anders, als wenn jemand auf dem Schulhof das Gleiche jemandem direkt ins Gesicht sagt. Wir haben beim Mentorenprogramm einen Fall besprochen, bei dem im Gruppenchat der Klasse ein Mädchen wegen ihres Outfits schlecht gemacht wurde. Da muss nur einer mit einer blöden Nachricht anfangen, und schon trauen sich alle und schreiben etwas dazu. So was wird schnell zu Mobbing.

Ian: Wir haben auch über einen Fall gelernt, bei dem es um Sexting ging. Da wurde ein privates Foto gemacht und online verbreitet. Dann kommen schnell Beleidigungen wie zum Beispiel „Schlampe“. Die bloßgestellte Person wird fertiggemacht, und der Freund, der das Bild veröffentlicht hat, kassiert Fame und wird von seinen Freunden gefeiert.

Was glaubt ihr: Was ist der Grund, dass Menschen abwertende Kommentare schreiben?
Johanna: Häufig ist der Grund Eifersucht. Hat die Person das, was ich nicht habe, dann greife ich sie an, um mich besser zu fühlen. Oft passiert so was auf Instagram, Snapchat, TikTok und manchmal auch auf YouTube.

Was ratet ihr betroffenen Schülerinnen und Schülern?
Johanna: Am besten kommt das Kind direkt zu uns oder zu einer Vertrauenslehrkraft. Wir als Mentorinnen und Mentoren gucken uns gemeinsam die Nachricht oder das Bild an und beurteilen, wie schwerwiegend die Situation ist. Dann entscheiden wir mit dem Kind zusammen, ob wir auf eine Lehrkraft zugehen, mit den Eltern reden oder, im Notfall, sogar die Polizei einschalten. Das läuft schrittweise ab.

Arian: Ich kann da nur noch hinzufügen, dass es immer gut ist, sich Hilfe zu holen. Man muss das nicht alleine durchmachen.

Was ist euer Rat an Schülerinnen und Schüler: Wie können sie online sicher unterwegs sein?
Arian: Ich würde raten, generell aufzupassen, was man von sich postet und wie man sich online verhält. Wer andere beleidigt, wird schnell selbst angegriffen.

Ian: Bei Instagram kann man ein privates Profil machen. Öffentlichen Profilen kann jeder folgen. Bei privaten bekommt man erst mal eine Anfrage, wenn jemand einem folgen möchte. Und dann kann man sich fragen, ob man der Person vertraut und die Anfrage annimmt oder ob man die Anfrage ablehnt.

Johanna: Genau, man kann selbst kontrollieren, wer die Bilder sehen kann. Im Notfall auch blockieren. Und natürlich muss man sich im Vorhinein überlegen, ob man überhaupt Bilder von sich teilen möchte. Weil das immer ein Risiko ist, dass man angegriffen wird.