ZEIT für die Schule
Klimademo, Fridays for Furture
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Interview

Bildungsexperten fordern seit langem, dass junge Menschen mit neuen Klimakompetenzen ausgestattet werden müssen. Wie kann das Bildungssystem hier unterstützen?
Schulen bereiten Kinder und Jugendliche leider noch unzureichend auf eine Zukunft vor, die ja von multiplen Krisen geprägt sein wird. Das ist schade, denn Schulen schaffen mit ihrer Klassen- und Kursstruktur wichtige Voraussetzungen, um Zusammenhalt und gesellschaftliche Partizipation zu fördern. Sie können ein Ort sein, an dem unterschiedliche Menschen einer Generation ihre ganz eigenen Ideen für eine bessere Zukunft entwickeln und umsetzen. Das ist ein enormer Vorteil, der sich noch mehr im Sinne der Förderung demokratischer Beteiligung und des Community Buildings einsetzen lässt.

Zahlreiche Studien belegen, wie sehr sich Jugendliche ums Klima sorgen. Wie äußern sich diese Ängste?
Da entstehen Frust und andere unangenehme Gefühle, die das Heranwachsen einer ganzen Generation prägen. Junge Menschen sind besonders gefährdet, unter klimabezogenen Belastungen zu leiden. Nicht nur Ängste, auch Traurigkeit, Wut und Ärger oder Gefühle von Hilf- und Hoffnungslosigkeit treten bei ihnen verstärkt auf. Denjenigen, die sich für den Klimaschutz engagieren, gelingt es oft besser, diese Gefühle in den Alltag zu integrieren und sie in praktisches Handeln zu übersetzen. Das ist eine Form der Verarbeitung und kann die psychische Gesundheit, das eigene Wohlbefinden und die Verbundenheit mit anderen fördern. Aber wir dürfen nicht vergessen: Die Belastungen sind weiterhin vorhanden. Schließlich ist die beste Medizin gegen klimabezogene Ängste wirksamer Klimaschutz.

Lea Dohm
© KLUG Lea Dohm und ihre Kollegin Mareike Schulze sind die Initiatorinnen von Psy4F.

Mit welchen Strategien können Heranwachsene negativen „Klimagefühlen“ begegnen?
Aus psychologischer Perspektive rate ich zu einer aktiven Auseinandersetzung mit Klimagefühlen. Das bedeutet zunächst, sie wahrzunehmen, die Sorgen ernst zu nehmen und sie durch den Austausch mit anderen in den eigenen Alltag zu integrieren. Vermeidungsverhalten bietet zwar kurzfristige Entlastung, die unangenehmen Gefühle bleiben aber auf lange Sicht bestehen.

Welche Rolle können Erwachsene in diesem Prozess spielen?
Sie sollten hier beispielhaft vorangehen und als Vorbild für die konstruktive Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen dienen, auch denen zur Klimakrise. Nur so können wir Kinder und Jugendliche entlasten und sie dabei unterstützen, einen für sich geeigneten Weg der Auseinandersetzung zu finden. Meine Empfehlung an Eltern und Lehrkräfte: Gebt Klimathemen Raum, wenn Fragen kommen! Redet alltagsnah, wahrheitsgemäß und offen! Und schließlich: Kommt ins Handeln!

Psychologists/ Psychotherapists for Future (Psy4F)

Das Netzwerk aus Psycholog:innen und Psycho­therapeut:innen versteht sich als Teil der Klima­bewegung. Psy4F setzt sich dafür ein, die sozial­ökologische Transformation voran­zu­bringen. Schwer­punkte der Arbeit sind die psychologische Wissens­vermittlung, die Unter­stützung von Engagierten, die Presse- und Öffentlichkeits­arbeit, die berufs­politische Aktivierung sowie die Beteiligung an Forschungs­projekten.

In einem Interview sagt die Klimaaktivistin und YOUTHTOPIA-Gründerin Melati Wijsen, dass es jungen Menschen nicht an Ideen und Visionen fehle. Oft wüssten diese nur nicht, wie und womit sie starten sollten. Ist es sinnvoll, entsprechende Methoden im Lehrplan zu verankern?
Unbedingt! Das Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung, das sowohl Lerninhalte als auch die Pädagogik und die Lernumgebung berücksichtigt, sollte eine viel zentralere Rolle im schulischen Alltag spielen. Das kann auch immer wieder mit praktischem Handeln und positiven Gruppen­erfahrungen verknüpft werden. Diese Heraus­forderung besteht fächerübergreifend und wird für die Gestaltung einer gesunden Zukunft von erheblicher Relevanz sein.

Schools for Earth

Das deutschlandweite Klima­schul­projekt von Greenpeace unterstützt Schulen auf dem Weg zur Klima­neutralität und Nachhaltigkeit. Das Projekt stellt kostenlose Materialien und Werkzeuge für die ersten Schritte zur Verfügung und bietet erfahrenen Klima­schulen neue Impulse. Durch Weiter­bildungen, den regel­mäßigen Austausch per Video­konferenzen oder über eine Online­platt­form vernetzt sich die „Schools for Earth“-Community. Teilnehmende Schulen erhalten so Anregungen für Projekte und können voneinander lernen.

Können Workshops und außerschulische Projekte Lehrkräfte dabei unterstützen, Jugendlichen eine Perspektive zu geben?
Das ist definitiv hilfreich. Zumal viele Lehrkräfte noch wenig Erfahrung in diesem Bereich haben. Viele von ihnen sind sehr bemüht, arbeiten aber ständig an der eigenen Belastungsgrenze und im engen Korsett der vorgegebenen Lehrpläne. Wirklich nachhaltig wäre eine mutige Entschlackung der Lehrpläne und eine schnelle und möglicherweise auch verpflichtende Weiterbildung von Lehrkräften. Aber auch die Integration von entsprechenden Inhalten in die universitären Curricula sowie fortlaufende Möglichkeiten des Austauschs unter den Lehrkräften wären ein guter Weg.