Stärkere helfen Schwächeren
Schülerinnen und Schüler, die mit dem Subjonctif im Französischen, der Wurzel-Rechnung in Mathe oder einem anderen Unterrichtsthema kämpfen, können sich am Humboldt-Gymnasium in Potsdam auf Hilfe durch ihre Mitschülerinnen und Schülern verlassen. Dazu hat die Schule das „Huckepack“-Projekt ins Leben gerufen.
Dabei organisieren leistungsstarke Schülerinnen und Schüler ein schulinternes Nachhilfeprogramm, zu dem sich Kinder und Jugendliche aller Klassenstufen des Humboldt-Gymnasiums anmelden können. Die Fachlehrkräfte empfehlen ihnen dann einen Mentor oder eine Mentorin für Einzelstunden. Teilnehmen können sie auch an sogenannten Repetitorien, wobei eine Gruppe unter Anleitung leistungsstarker Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernt.
„Humboldt-Huckepack“
„Stärken stärken – Schwächen schwächen“ ist der Leitspruch des Humboldt-Gymnasiums Potsdam. Die Schule gehört seit 2017 zum Netzwerk der Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises. Die Begabtenförderung, das außerordentliche Ganztagskonzept und die schulinterne Nachhilfe sind Aspekte, die die Jury in ihrer Beurteilung hervorgehoben hat.
Was hat die Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler von der Lernhilfe überzeugt? Wie gelingt dem Gymnasium die Organisation dieses Konzepts? Diese und weitere Fragen zum Konzept werden anhand eines Films auf dem Schulportal anschaulich dargestellt. Registrierten Nutzerinnen und Nutzern stehen außerdem Materialien des Humboldt-Gymnasiums zur Umsetzung des Konzepts zur Verfügung.
Wissensvermittlung auf Augenhöhe
Zwar werden bei einer externen Nachhilfe auch Themen aus dem Lehrplan behandelt. Der Vorteil eines schulinternen Programms ist aber, dass die Mentorinnen und Mentoren viel näher an ihren Schülerinnen und Schülern dran sind. Dabei spielt nicht nur das Alter eine Rolle und die Tatsache, dass man dieselbe Schule besucht. Die Humboldt-Coaches stehen in direktem Austausch mit den Fachlehrkräften und wissen daher genauer, wo die Probleme der einzelnen Schülerinnen und Schüler liegen. Sie können auch direkt auf Inhalte aus dem Unterricht eingehen.
Der Schule ist es gelungen, ein System zu schaffen, in dem es nicht darum geht, wer etwas „besonders gut“ oder „schlecht“ kann. Die Schülerinnen und Schüler motivieren einander gegenseitig und tolerieren die Stärken und Schwächen der anderen. „Ich freue mich immer, wenn andere Schüler zu mir kommen und mir erzählen, dass sie ein Erfolgserlebnis hatten und sich ihre Note verbessert hat“, berichtet Malte, der als Mentor an „Humboldt-Huckepack“ beteiligt ist. In einer derart lockeren Atmosphäre fällt das Lernen eben deutlich leichter.
Eine Herausforderung für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler
Gute Noten bedeuten nicht immer automatisch, dass man sein Wissen auch gut vermitteln kann. Sich vor eine Gruppe anderer Schülerinnen und Schüler zu stellen und ihnen etwas zu erklären, erfordert ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein. Vorbereitet werden die Mentorinnen und Mentoren von ihren Lehrkräften. Sie geben ihnen Hilfestellung bei der Planung und Durchführung von Lerneinheiten und ein Grundverständnis für Methodik mit auf den Weg.
Die Humboldt-Coaches organisieren sich eigenständig. Innerhalb der Gruppe tauschen sie sich aus und erarbeiten gemeinsam Material für ihre Nachhilfestunden. Die Jugendlichen lernen, auf andere einzugehen und sich gegenseitig zu unterstützen. Das Nachhilfeprogramm füllt auf diese Weise auch das Sparschwein der Mentorinnen und Mentoren – Einzelstunden werden nämlich für gewöhnlich mit einer geringen Aufwandsentschädigung vergütet. Aber: „Es ist nicht nur der reine Unterricht, sondern auch das ganze Drumherum. Mein Sohn hat gelernt, was Verpflichtung ist, wie man ein solches System aufbaut, sich organisiert und miteinander umgeht“, sagt Frau Naescher, Mutter eines Humboldt-Mentors.
Im Juni 2019 wurde der Deutsche Schulpreis zum 13. Mal von der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung verliehen. Eine fachkundige Jury wählt aus den Bewerbungen die besten Schulen aus und besucht diese im Anschluss persönlich. Einen Preis gewinnen die Schulen, die in allen sechs Qualitätsbereichen überzeugt haben. Auf dem Schulportal werden neben dem „Humboldt-Huckepack“ weitere innovative Konzepte der Preisträger vorgestellt.