Ein Thema, ein Smartphone, eine Social-Media-Plattform – und Upload! In der digitalen Welt können wir mit den einfachsten Mitteln und vor einem breiten Publikum zu Meinungsmacherinnen und Meinungsmachern werden. Für die Medienpädagogik bedeutet das Chance und Risiko zugleich. Werden Jugendliche dazu angeleitet, kritisch mit Inhalten im Netz umzugehen, können sie gesellschaftliche Themen differenziert bearbeiten, fundiert argumentieren und persönlich Haltung zeigen. Dafür müssen sie unter anderem lernen, manipulierende Falschnachrichten von fundierten Meldungen zu unterscheiden, verlässliche Quellen zu recherchieren und unterschiedliche Perspektiven ausgewogen darzustellen. Wie eine repräsentative Umfrage der Landesanstalt für Medien NRW im Jahr 2017 ergab, sind 59 Prozent der Befragten ab 14 Jahren im Internet schon einmal auf (vermutliche) Fake News gestoßen, 13 Prozent der 14- bis 24-Jährigen sogar häufig. Insgesamt haben zur Identifizierung einer (vermutlichen) Falschnachricht jedoch gerade mal 14 Prozent die Herkunft der Nachricht überprüft.
„Noch besorgniserregender ist, dass viele junge Menschen je nach Likes und Präferenzen in den sozialen Netzwerken gar nicht mitbekommen, dass eine Falschnachricht korrigiert wurde“, sagt die Politikwissenschaftlerin Dr. Johanna Börsch-Supan. Als Projektleiterin von Klickwinkel, einer Initiative der Vodafone Stiftung Deutschland, setzt sie sich für den kompetenten Umgang mit digitalen Informationen und eine offene demokratische Meinungsbildung ein und betont, dass dazu auch gehöre, Jugendlichen grundsätzliche Kenntnisse zum Einsatz digitaler Medien, z. B. den Dreh und Schnitt von Videos mit dem Handy, zu vermitteln. „Heute findet der öffentliche Diskurs nicht nur in Radio, Fernsehen und Zeitungen statt, sondern zu großen Teilen in den sozialen Medien. Hier dominieren Bilder und Videos“, erklärt sie. „Jugendliche sollten kurze Filme drehen und schneiden können, um ihren Blickwinkel im öffentlichen Diskurs sichtbar zu machen.“ Mit den thematisch aufeinander aufbauenden Klickwinkel-Arbeitsblättern rund um die selbstständige Identifikation von Fake News, faktenbasierte (Hintergrund-)Recherche und eigenständige Video-Erstellung bieten sich umfangreiche Ansätze für die Lehre.
Kritisch durchs Netz: Fake News erkennen
Einer aktuellen Studie des Massachusetts Institute of Technology zufolge verbreiten sich Fake News nicht nur schneller als wahre Nachrichten, sondern auch wesentlich häufiger. Fatal: Am häufigsten weitergeleitet wurden Falschmeldungen aus dem politischen Bereich. „Zudem bleiben Fake News bei den Nutzern länger haften“, stellt Börsch-Supan fest. „Winston Churchill hat einmal treffend gesagt: ‘A lie gets halfway around the world before the truth has a chance to get its pants on.’ Dieses Zitat hat in der heutigen Zeit noch mal an Aktualität gewonnen.“ Wie können Lehrende die Medienkompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler fördern und sie in diesem Rahmen auch zu einem Hinterfragen von Internetquellen anleiten? Mit dem Modul rund um die Identifikation, Überprüfung und Reflexion von Fake News lernen Schülerinnen und Schüler anhand praktischer Beispiele, Falschmeldungen zu entlarven, die Motivationen hinter ihrer Veröffentlichung und Gründe für die Weiterverbreitung sowie die Wirkungsweise von Algorithmen zu verstehen. Darüber hinaus werden sie dazu angeleitet, ihr eigenes Mediennutzungsverhalten kritisch zu reflektieren.
Die Basis für eigene Beiträge: Eine fundierte Recherche
Um sich zu informieren, nutzen laut der JIM-Studie 2017 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest 85 Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren die Suchanfragen bei Google bzw. die von Suchmaschinen generell. Ein Viertel gab an, Nachrichten und aktuelle Informationen aus aller Welt über soziale Netzwerke zu beziehen. Wo sich verlässliche Quellen für die Recherche eigener Themen finden lassen, was genau eine faktenorientierte, quellenkritische Recherche ist und wie sich bloße Meinungsstücke von differenzierten, journalistisch kritischen Hintergrundberichten unterscheiden, lernen Schülerinnen und Schüler im zweiten Modul. Lehrerinnen und Lehrer können sie mit den Arbeitsblättern außerdem dazu anleiten, die Ergebnisse einer eigenen Recherche mediengestützt zu präsentieren.
Das technische Handwerk: Video-Erstellung
„Wir sind der Überzeugung, dass in einer Gesellschaft, in der wir immer stärker über digitale Medien kommunizieren, jeder auch ein bisschen vom journalistischen Rüstzeug beherrschen sollte: kritische Fragen stellen, verlässliche Quellen recherchieren, eine ausgewogene Story zusammenstellen und diese für ihre Leser und Zuschauer anschaulich und attraktiv erzählen“, erläutert Börsch-Supan. In Form von Videos zu gesellschaftlichen Themen können Jugendliche eigene kritische Beiträge als Antwort auf Manipulation durch Fake News produzieren und ihre individuelle Stimme in die digitale Öffentlichkeit einbringen. Im dritten und letzten Modul erlernen Schülerinnen und Schüler deshalb das Handwerkszeug, um selbstständig Videos mit dem Smartphone oder dem Tablet zu konzipieren, aufzunehmen und zu schneiden. Checklisten im Karteikartenformat bieten Tipps zur Qualitätsvsicherung und Übersichten, was es sonst alles zu beachten gilt.
Alle Arbeitsblätter für den Einsatz an Schulen stehen unter www.klickwinkel.de zum Download bereit. Dort wird das Lehrmaterial außerdem durch Video-Tutorials ergänzt, die sich direkt an die Schülerinnen und Schüler richten. Hier finden Sie die Zusammenstellung aller Klickwinkel Materialien für Lehrerinnen und Lehrer.