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Als Lehrer sind Sie prädestiniert dafür, gute Interviews zu führen. Sie bereiten Ihre Unterrichtsstunde detailliert vor, verfügen über profundes Wissen zum Thema und überlegen sich relevante Fragen dazu. Sie erarbeiten einen Leitfaden und wissen, welche Informationen am Ende der Stunde an der Tafel stehen sollen. All diese Aspekte spielen auch bei der Interviewtechnik eine wesentliche Rolle. Ihren Schülerinnen und Schülern kann das Führen eines Audio-Interviews wichtige Fähigkeiten in puncto Kommunikation, Recherche und sozialer Kompetenz vermitteln. Wie Sie ihnen Grundlagen dazu praxisnah vermitteln können, erfahren Sie im Folgenden.
In drei Phasen zum perfekten Interview
1) Die Vorbereitung
- Über welches Thema oder welchen Themenaspekt möchtest du dich unterhalten? Grenz das Thema möglichst klar ein, um nur relevante Informationen zu erhalten.
- Welche Fragen möchtest du klären, und wer wäre ein guter Ansprechpartner dafür?
- Was ist das Ziel des Interviews, und welche Informationen möchtest du haben?
- Wo und wann soll das Interview stattfinden? Welches technische Equipment (Aufnahmegerät, Kamera, Mikrofon, Licht etc.) ist nötig?
- Informiere dich im Vorfeld intensiv über das Thema, die Person und eventuelle Gegenpositionen.
- Welche Leitfragen sollen dein Interview strukturieren?
- Skizziere einen möglichen Gesprächsablauf (Dramaturgie) und plane auch Varianten mit ein.
- Formuliere Fragen und entsprechende Detailinformationen, um die Fragen mit Fakten untermauern zu können.
2) Die Durchführung
- Nach der Begrüßung solltest du dazu beitragen, eine angenehme Gesprächssituation zu schaffen.
- Ein bisschen Small Talk vor der ersten Frage lockert die Stimmung und schafft eine positive Ausgangssituation.
- Steig mit einer einfachen Frage ein und achte darauf, eine eine offene Körperhaltung einzunehmen.
- Stell immer nur eine Frage zur Zeit und gib deiner/m Interviewpartner/in ausreichend Zeit, zu antworten.
- Halte Augenkontakt und signalisiere Aufmerksamkeit.
- Nutze hauptsächlich offene Fragen („W“-Fragen; siehe unten Infobox „Fragenarten“), um deine/n Gesprächspartner/in zum Reden zu animieren.
- Wenn du eine klare Position einfordern möchtest, kannst du auch geschlossene Fragen anwenden.
- Setz provokative oder Suggestivfragen nur sparsam – und dem Thema angemessen – ein.
- Wenn du eine Antwort nicht verstanden hast oder deine Frage jedenfalls nicht ausreichend beantwortet wurde, kannst und solltest du freundlich nachfragen oder nachhaken.
- Hör aktiv zu, zeige ehrliches Interesse und bleib flexibel.
- Behalte immer die Führung und sage höflich, wenn etwas stört (zum Beispiel zu schnelles Reden, zu knappe oder zu ausschweifende Antworten).
- Halt dich an Fakten, bleib sachlich und rede nie mehr als dein Gegenüber.
3) Der Abschluss
- Fass die wichtigsten Informationen noch mal kurz zusammen und lass sie dir bestätigen.
- Prüfe, ob alle für dich relevanten Fragen beantwortet wurden.
- Klär gegebenenfalls, ob alle Informationen und Namen aus dem Interview verwendet werden dürfen.
- Bedanke dich für das Gespräch und verabschiede deine/n Interviewpartner/in angemessen.
- Zu klären bleibt eventuell die Frage, ob dein Gegenüber vor Veröffentlichung dein Werk autorisieren möchte. Schließlich hat sie/er möglicherweise später mit deinem Textwerk vor der Öffentlichkeit geradezustehen und hat laut Presserat „ein Recht am eigenen Wort“.
- Lass Dich beim eventuellen Schneiden Deines Audiobands von dem Gedanken leiten, dass Du eine Form findest, die dem tatsächlichen Gesprächsverlauf entspricht. Bleib auf kritischer Distanz und lass Dich dennoch dabei von einem gewissen Respekt Deiner/m Interviewpartner/in gegenüber leiten.
Fragenarten
Die Art deiner Fragen kann ein Gespräch nachhaltig beeinflussen. Deine Fragen können lenken, Diskussionen anregen oder klare Haltungen einfordern.
Geschlossene Fragen
lassen nur Ja/Nein als Antwort zu
Beispiele:
„Stimmen Sie dieser Aussage zu?“,
„Werden Sie diese Handlung umsetzen?“
Offene Fragen
geben Raum für freie Antworten
Beispiele:
Wer?, Wie? Was?, Wann?, Wo?, Warum?, Wozu?
Suggestivfragen
unterstellen einen Sachverhalt
Beispiele:
„Sie sind doch auch der Meinung, dass …“
„Sie wollen doch sicher auch, dass …“
Alternativfragen
fordern eine Entweder-oder-Antwort
Beispiele:
„Teilen Sie eher die Meinung von A oder B?“
„Halten Sie Lösung A oder B für sinnvoller?“