Kompetenzen für ein digitales Zeitalter
„Wir leben in einer digitalisierten Welt, und die Schüler müssen lernen, damit umzugehen“, sagt Markus Bölling, Schulleiter der Realschule am Europakanal. Vor rund 15 Jahren entschloss sich das Kollegium dazu, seine Schule grundlegend weiterzuentwickeln. Digitale Medien sollten nicht nur in der Freizeit der Schülerinnen und Schüler eine Rolle spielen, sondern auch während ihrer Ausbildung.
Wir leben in einer digitalisierten Welt, und die Schüler müssen lernen, damit umzugehen.
Markus Bölling, Schulleiter der Realschule am Europakanal
Zukünftig sollten auch Medienkompetenzen im Unterricht vermittelt werden. An der Realschule am Europakanal lernen Schülerinnen und Schülern daher neben dem technischen auch den kritischen Umgang mit digitalen Medien. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten, den Unterricht zu gestalten, vielfältiger geworden. Mit der Digitalisierung habe sich der Lernerfolg verbessert, sagen die Lehrkräfte.
Digitale Schulkultur und Unterrichtsgestaltung
Die Realschule am Europakanal in Erlangen gehört zu den Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises, der jährlich von der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung verliehen wird. Die Schule wurde 2010 ausgezeichnet und ist Teil eines Netzwerks von mittlerweile über 70 Preisträgerschulen. Die Jury überzeugte neben anderen Aspekten das Konzept „Digitale Schule“ – die Art und Weise, wie digitale Medien hier die Schulkultur anreichern und verbessern.
Was „Flipped Classroom“ bedeutet und wieso die Lehrkräfte sowie die Schülerinnen und Schüler davon überzeugt sind, erläutert ein Film zum Schulkonzept. Auf dem Deutschen Schulportal gibt es zum Nachlesen den ganzen Weg der Realschule durch die Digitalisierung sowie Ziele und Anmerkungen aus der Praxis. Darüber hinaus können angemeldete Nutzerinnen und Nutzer kostenlos Material herunterladen, das die Schule zur Umsetzung ihres Digitalisierungskonzepts entwickelt hat.
Angefangen hat alles mit einem Besuch in den USA
Krankmeldungen werden in Erlangen mittlerweile online eingereicht, Informationen für die Eltern auf einer Plattform online gestellt. Doch all das passierte nicht von heute auf morgen. 2006 besuchten Vertreter der Erlangener Schule das Cisco Innovation Lab („Arbeitswelt Zukunft“) in Kalifornien. Überzeugt von der Vielfalt an Möglichkeiten, die neue Technologien eröffnen, entschied sich die Schule, die gesammelten Eindrücke und Impulse in die eigene Schul- und Unterrichtsentwicklung einfließen zu lassen.
Die Einrichtung eines sicheren WLAN-Netzwerks stellte die Basis ihres Vorhabens dar. Notebooks fanden zuerst den Weg in die Klassenräume, Tablets folgten. Durch interne Fortbildungen konnte das Kollegium von den neuen Hilfsmitteln überzeugt werden, die auf diese Weise gewinnbringend in den Unterricht integriert wurden. Es folgten die Implementierung eines Blogs, Online-Lernplattformen und eines elektronischen Kommunikationssystems, das sogar die Alltags-Bürokratie der Schule zunehmend digitalisiert hat.
Ein neues Lehrer-Schüler-Verhältnis
Mit der Einführung von Tablets und Whiteboards hat sich vor allem der Unterricht an der Realschule am Europakanal verändert. Das Unterrichtsmaterial sei nun aktueller und authentischer, sagen die Lehrkräfte der Realschule. Durch das multimedial angereicherte Arbeitsmaterial nehmen die Schülerinnen und Schüler den Unterrichtsstoff umfassender auf, arbeiten selbstständiger und kreativer.
Die Lehrkräfte mussten dabei auch die Erfahrung machen, dass die Schülerinnen und Schüler häufig intuitiver als sie mit den Tablets umgehen und darin manchen Lehrkräften also einen Schritt voraus sind. So machen nun auch die Schülerinnen und Schüler eigene Vorschläge für neue Anwendungen.
Insgesamt hat sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis mit der Digitalisierung verändert. Digitale Lernräume vereinfachen den Austausch und dokumentieren Lerninhalte und -fortschritt der einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Interaktive Whiteboards bieten einen Präsentationsraum für alle Beteiligten im Unterricht – und nicht nur für die Lehrkräfte. Insgesamt ist der Unterricht schülerzentrierter geworden, da die Lehrkräfte mehr Zeit finden, auf individuelle Bedürfnisse ihrer Klasse einzugehen. Schülerinnen und Schüler entwickeln sich immer mehr zu Expertinnen und Experten, die eigenen Input für den Unterricht produzieren, während die Rolle der Lehrkräfte sich zu der von Coaches entwickelt hat.
Die Preisträger des Deutschen Schulpreises haben ganzheitlich mit ihrer Art, Schule zu gestalten, überzeugt. Auf dem Deutschen Schulportal werden die einzelnen Konzepte, die die Preisträger hervorheben, betrachtet und unter die Lupe genommen. Die ganze Geschichte der Realschule am Europakanal Erlangen sowie weitere Beispiele aus der Schulpraxis mit vielen Materialien für die Umsetzung sind auf dem Deutschen Schulportal zu finden.