Videos selbst zu produzieren heißt im optimalen Fall, sich mit Thema und Technik auseinanderzusetzen und somit auch einen kritischen Blick für fremde Inhalte zu entwickeln. Beim Produzieren eigener Videos ist aber auch Kreativität gefragt und SchülerInnen entdecken ganz nebenbei die Wirkung von bewegten Bildern – ohne große technische Hürde. Denn laut einer Bitkom-Studie besitzen schon rund 93 Prozent aller 14- bis 18-Jährigen ein eigenes Smartphone und für sie ganz selbstverständlich, häufig Videos zu konsumieren und sogar eigene Videos zu produzieren und im Netz zu teilen. Smartphone raus, drauf halten und ab ins Netz. Häufig fällt aber bei diesen selbst produzierten Videoschnipseln auf, dass sie sich deutlich von, ebenso einfach produziert wirkenden Filmen der YouTube– oder Instagram-Stars unterscheiden. Woran liegt das? Eine kleine Aufklärung über die wichtigsten Tricks zur Videoproduktion:
In drei Schritten zum Video-Profi
1. Vorbereitung – Konzept und Storyboard
So improvisiert es auch aussieht, kaum ein professionell wirkendendes Video wurde ohne Storyboard gedreht. Und wenn es nur ein stichwortartiges Konzept ist, welches den roten Faden für den Dreh vorgibt. Hier sollten Fragen nach der Kernaussage des Videos, dem wie, was und warum beantwortet werden. Wer noch mehr Zeit hat, sollte ein ergänzendes Storyboard mit Ideen zum Inhalt, geplanten Bildern, Locations, Requisiten und ggf. gesprochenem oder eigeblendetem Text erarbeiteten, das hilft schließlich bei der professionellen Umsetzung.
2. Dreh und Kameraführung
Auf die Phase der Vorbereitung folgt die Umsetzung. Goldene Regeln der Kameraführung sind:
- Besser ein kleines Stativ oder Selfiestick verwenden, dadurch können verwackelte Szenen vermieden werden. Wer keins besitzt, sollte zumindest beide Hände zum Filmen verwenden und das Smartphone eher nah am Körper halten; das stabilisiert.
- Einmal die Lichtverhältnisse checken: Niemals gegen das Licht filmen. Und bei nicht genügend Helligkeit im Raum, besser noch eine zusätzliche externe Lichtquellen aufstellen.
- Das Smartphone immer waagerecht halten: Denn Hochkantvideos funktionieren nur auf Smartphones. Ob in Videoprtalen oder auf Computerbildschirmen kommen sie nicht gut zur Geltung.
- Sparsamer oder kein Einsatz der Zoom-Funktion – das verwirrt den ZuschauerIn, wenn später auch noch Schnitttechnik zum Einsatz kommt. Lieber eine gute Mischung aus Nahaufnahmen und Schnittbilder drehen. Schnittbilder sind neutrale Szenen, die zum Beispiel in der Umgebung des Interviewten gemachte wurden oder die das zeigen, über das der Interviewte spricht. Sie können dann später verwendet werden, um zwischen zwei Interviewsequenzen gesetzt zu werden, um das Interview zu kürzen. Damit fällt der Schnitt weniger auf.
- Stets beim Dreh auch auf Perspektivenwechsel achten, das sorgt für Abwechslung. Hier auch auf die 5-Shot-Technik (siehe Infokasten) achten. Des Weiteren zentrale Personen und Handlungen niemals mittig, sondern gemäß des goldenen Schnitts seitlich positionieren. Empfehlung ist eine Bildeinteilung von 1/3 zu 2/3.
Für guten Ton:
Drei einfache Tipps können hier beherzigt werden: Stets nah an die Tonquelle heran gehen; Lärmquellen und Hintergrundgeräusche möglichst minimieren. Und falls möglich Gadgets wie Mikroklipper oder Ansteckmikro nutzen, um den Ton zu optimieren.
3. Nach dem Dreh – Schnitt und Effekte
Generell gilt: Ein Video sollte nicht länger als drei oder vier Minuten sein; für Social Media Kanäle wie Facebook eigenen sich sogar noch besser kurze Clips von maximal einer Minute. Dafür werden je nach Qualität ca. 12-15 Minuten Roh- bzw. Schnittmaterial benötigt. Mit kostenlosen Schnittprogrammen wie iMovie oder Windows Movie Maker lassen sich schon schnell die Videosequenzen sichten, selektieren und sortieren. Leicht kann auch mit Filtern oder veränderten Geschwindigkeit vor einem Schnitt Akzente gesetzt werden. Zuletzt kommt der Audioschnitt und Tonblenden.
Urheberrechte beachten
Musiktitel, Filmausschnitte und Fotos unterliegen in vielen Fällen dem Urheberrecht und dürfen nicht verwendet werden. Als Alternative gibt es frei nutzbare Sounds etwa unter www.soundbible.com, oder www.freesound.org.
Infokasten 5-Shot-Technik:
1. Shot: Detail- / Großaufnahme
Was? – Was macht die handelnde Person im Detail?
2. Shot: Nah- / Großaufnahme
Wer? – Wer spielt, erzählt, demonstriert, bastelt, handelt …
3. Shot: Totale / Halbtotal
Wo? – Wo findet die Handlung statt, Orientierung geben
4. Shot: Over-Shoulder-Perspektive
Wie hängen wer, was und wo zusammen? – Verdeutlichung der Verbindung zwischen wer und wo bzw. der Handlung
5. Shot: besondere Perspektive, Spiegelung, Umriss etc.
WOW – Eine ungewöhnliche oder besonders attraktive Perspektive oder Einstellung, die alles zusammenfasst