
Mit Unterstützung der Initiative der Hochschulen in Sachsen-Anhalt
Gute Noten im Studium machen Mut, im zukünftigen Job mit den eigenen Leistungen überzeugen zu können. Neben fachlichen Erfolgen sammeln Studierende auf dem Campus aber auch andere stärkende Erfahrungen, die sie prägen, persönlich weiterbringen und damit charakterlich wachsen lassen. „An der Uni lernt man, das eigene Leben selbst auf die Reihe zu bekommen. Man wird erwachsen“, sagt Svea Feldmann, Studentin im Bachelorstudiengang Business Economics an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg. Wie alle beteiligten Hochschulen der Initiative „Wirklich weiterkommen“ aus Sachsen-Anhalt, legt auch die Universität in Halle an der Saale, neben der Vermittlung von exzellentem Fachwissen, großen Wert auf die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Studierenden. Dass dieses Bestreben in der Praxis zu spüren ist, kann die 19-Jährige nur bestätigen. An ihrer Universität gebe es zum Beispiel sogenannte ASQ-Module, Module zum Erwerb allgemeiner Schlüsselqualifikationen, die Soft Skills fördern sollen. „Dort lernt man abseits des Fachwissens etwas Praktisches über Rhetorik oder soziales Engagement“, berichtet Svea. „Es spielt sich alles auf einer persönlicheren Ebene ab und dient der Ausbildung des Charakters.“ Sie selbst nutzt außerdem die Angebote des Hochschulsports, geht zum Cheerleading, zur Wassergymnastik und macht Leichtathletik. „Für mich ist das ein guter Ausgleich. Beim Sport komme ich vom Schreibtisch weg, kann Alltagsstress abbauen und soziale Kontakte knüpfen. Ich habe dort schon eine Menge toller Leute kennengelernt“, erzählt sie. Gleichzeitig fühlt sie sich in ihren sozialen Kompetenzen gefördert – und gefordert: „Beim Cheerleading musste ich zunächst lernen, mich in eine Gruppe einzugliedern, weil sich die anderen bereits kannten. Daneben erfahre ich dort ganz praktisch, wie Teambuilding funktioniert. Für das spätere Arbeitsleben ist das sicher hilfreich.“
Beim Sport komme ich vom Schreibtisch weg, kann Alltagsstress abbauen und soziale Kontakte knüpfen. Ich habe dort schon eine Menge toller Leute kennengelernt.
Svea Feldmann, Studentin an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg
Wie wertvoll ein entsprechendes Sportangebot und die Auswahl aus zahlreichen sozial, kulturell oder politisch ausgerichteten Initiativen – von der Theatergruppe bis zum Studierendenrat – sein können, weiß auch Janik Ricke, Student im Masterstudiengang Technisches Innovationsmanagement. „Dort kann man eigenen Interessen nachspüren oder neue Fähigkeiten ausbilden“, sagt der 25-Jährige, der an der – ebenfalls an der Initiative „Wirklich weiterkommen“ beteiligten – Hochschule Harz am Standort Wernigerode studiert. Er ist sich sicher: „Ohne das Studierendenleben auf und abseits vom Campus hätte ich mein Studium vermutlich schon im Bachelor hingeschmissen. Wer will schon nur am Schreibtisch sitzen und ununterbrochen lernen?“ Haben Studierende auf dem Campus Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung, widmen sie sich letztendlich auch engagierter ihrem Fach – weil sie an dem Gesamtpaket mehr Spaß haben, meint Janik. Daneben lernt er wie Svea Dinge, die für sein weiteres Leben wichtig sein könnten. „Mit den verschiedensten Leuten umzugehen, zum Beispiel.“ Als Schüler habe er keine Vorstellung davon gehabt, was im Studium auf ihn zukommen, wie das Leben auf dem Campus aussehen würde. Aus seiner Familie und seinem Freundeskreis hatte niemand studiert, er selbst machte das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. „Bei Studium dachte ich erst mal nur an Schule und fragte mich, ob ich noch mal mehrere Jahre bloß lernen wollen würde“, erklärt er. „Jetzt schreibe ich meine Masterarbeit und kann rückblickend sagen: Es war die beste Zeit überhaupt! Viele gehen in ihr Studium und denken, es ginge vor allem darum, Wissen auszubauen. Dabei ist das Drumherum am Ende das Entscheidende.“
Zu dem Drumherum zählt auch der persönliche Kontakt zu den Lehrenden – ebenso wie das Gefühl, innerhalb einer Institution als Individuum wahrgenommen zu werden. Entsprechend unterstützt fühlt sich Svea an der Martin-Luther-Universität. „Zum einen gibt es Studiengänge wie meinen, die sehr speziell sind. Dadurch fühle ich mich mit meinen individuellen Interessen mehr gesehen als an einer großen Hochschule“, sagt sie. Dazu komme, dass es in ihrem Jahrgang nur 45 Studierende des Faches gebe. „So ist es leicht, persönlichen Kontakt zu allen zu haben – auch zu den Dozenten. Sie können auf Einzelne eingehen, Tipps geben. Das gefällt mir gut.“ Mit Tausenden in einem Hörsaal zu sitzen könne sie sich nicht vorstellen. „Mir würde die Rückmeldung fehlen.“ Ihre Dozentinnen und Dozenten seien bei Fragen und Unsicherheiten immer erreichbar. Dieser Punkt ist für die Studentin essenziell: „Ich finde es wichtig, Bezugspersonen zu haben und durch sie im System nicht verloren zu gehen, gerade weil man sich mit einem Studium doch noch in einer Übergangsphase zur Berufstätigkeit befindet.“ Den guten Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden schätzt auch Janik an der Hochschule Harz. „Hier ist es so, dass man einem Professor ohne Umwege jederzeit eine E-Mail schicken kann. Oft wird sie sogar noch am selben Tag beantwortet“, erzählt er. „Da der Campus nicht so groß ist, sieht man die Dozenten fast täglich in der Mensa und regelmäßig auf Studierendenveranstaltungen. So kommt man leicht miteinander ins Gespräch, ist viel im Austausch.“ Für ihn fördert das am Ende auch das Interesse am Fach. „Wenn mir die Lehrenden sympathisch sind, gehe ich lieber zur Vorlesung“, so Janik.
Da der Campus nicht so groß ist, sieht man die Dozenten fast täglich in der Mensa und regelmäßig auf Studierendenveranstaltungen. So kommt man leicht miteinander ins Gespräch, ist viel im Austausch.
Janik Ricke, Student an der Hochschule Harz
Dass ein guter Draht zueinander nicht erst während des Studiums, sondern schon zu Schulzeiten hilfreich ist, betont Svea. Durch ihre Lehrerinnen und Lehrer habe sie sich sowohl fachlich als auch persönlich gut vorbereitet gefühlt. Hervorheben kann sie das Engagement eines Lehrenden: „Mein ehemaliger Mathelehrer hat viel Wert darauf gelegt, dass die Mädchen nicht sagen, sie könnten kein Mathe“, berichtet sie. „Gerade in den MINT-Fächern ist es ja immer noch ein Problem, dass sie sich wenig zutrauen und oft auch weniger gefördert werden.“ Ihr Lehrer hingegen hätte das im Blick gehabt. „‚Ihr könnt Mathe genauso gut wie die Jungs‘, hat er immer gemeint und uns Mut zugesprochen. Dadurch habe ich ein fachliches Selbstbewusstsein aufbauen können, das in meinem mathelastigen Studium Gold wert ist.“