ZEIT für die Schule
Die Inflation entwertet das Geld
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Seit einiger Zeit stellen wir fest, dass beim Einkauf im Supermarkt, an der Tankstelle oder beim Kinobesuch Lebensmittel, Benzin oder die Kinokarte teurer geworden sind. Dieses Phänomen steigender Preise heißt „Inflation“ und bedeutet, dass für denselben Geldbetrag weniger Produkte in die Einkaufstasche wandern. Um die Höhe der Inflation berechnen zu können, hat das Statistische Bundesamt einen virtuellen Warenkorb gebildet. Darin sammelt es etwa 700 verschiedene Waren und Dienstleistungen des täglichen Lebens, wie Nahrungsmittel, Kleidung, technische Geräte, Mietkosten, Reisen oder die Ausgaben für Mobilität und Bildung und Freizeit. Die Zusammensetzung des Warenkorbs soll dem Verbrauch der privaten Haushalte möglichst genau entsprechen. Dafür dokumentieren Beobachter des Bundesamts die Preise in ganz Deutschland in ausgewählten Geschäften und im Onlinehandel. Im Vergleich mit den Preisen zum Vormonat oder Vorjahr lässt sich so die Inflationsrate bestimmen.

Den Lebensumständen anpassen

Lebensgewohnheiten verändern sich, und deshalb passt das Statistische Bundesamt den Inhalt des virtuellen Warenkorbs in regelmäßigen Abständen an. Zum Beispiel werden Produkte mit geringerer Nachfrage alle fünf Jahre gegen neue oder häufiger benutzte ausgetauscht. Da man nicht jeden Tag einen Fernseher kauft, wohl aber eher einen Liter Milch, werden die Produkte unterschiedlich stark gewichtet, je nachdem wie viel Geld dafür ausgegeben wird. Besonders wichtig sind die Felder Wohnen, Freizeit, Nahrungsmittel und Verkehr. Deshalb heißt diese Methode „Wägungsschema“. Aus dem Warenkorb leiten sich die Begriffe „Verbraucherpreisindex“ und „Inflationsrate“ ab. Sie sind die wichtigsten Größen für die Entwicklung des Geldwerts. Für eine internationale Vergleichbarkeit berechnet jeder EU-Mitgliedsstaat einen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Im deutschen HVPI fehlen beispielsweise die Konsumausgaben für Glücksspiel, weil sie nur schwer zu erheben sind, oder der Rundfunkbeitrag, weil er eine nationale Besonderheit darstellt. Das Nachbarland Luxemburg hingegen bezieht in seinen HVPI den deutschen Kraftstoffpreis für Benzin ein.

Besteht der Warenkorb den Realitätstest?

Es gibt auch Kritik an dieser Art und Weise, die Inflation zu bestimmen: Die Einrichtung der Produktgruppen entspreche nicht der Realität, so ein Einwand. Tatsächlich kann das Wägungsschema immer nur Durchschnittswerte angeben. Werden verschiedene soziale Gruppen betrachtet, kann das tatsächliche Konsumverhalten davon abweichen. Ein weiterer Einwand gegen diese Bewertungsmethode lautet, dass nur auf die Preise geguckt werde, nicht aber die Produktqualität und deren Leistungsfähigkeit betrachtet werden. So ist beispielsweise die Rechenleistung bei Computern überproportional im Vergleich zu ihrer Preisentwicklung gestiegen.

Inflation macht auch vor Aktien nicht halt

Trotz seiner 700 Bestandteile enthält der offizielle Warenkorb des Statistischen Bundesamts keine Vermögenswerte wie Aktien oder Immobilien. Damit wird aber bei der Berechnung der Inflation ein wichtiger Bereich ausgeblendet, denn in den vergangenen Jahren stiegen die Preise für Aktien und vor allem für Immobilien erheblich. Hauskäufer bekommen für ihr Geld anteilig immer weniger Immobilie. Die Experten sprechen von einer „Vermögenspreisinflation“. Eine wichtige Ursache für diese Entwicklung ist die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Mit ihrer „Politik des billigen Geldes“ konnten sich Verbraucherinnen und Verbraucher sowie ganze Länder lange zu extrem niedrigen Zinsen Kredite beschaffen. Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die EZB den Schalter nun umgelegt und kürzlich erstmals seit einem Jahrzehnt den Zinssatz von 0 auf 0,5 Prozent angehoben. Für Immobilienkäufer kann es künftig schwierig werden, weil sie sich wegen steigender Kreditkosten den Hauskauf nicht mehr leisten können. Wer bereits ein Häuschen sein Eigen nennt, kann ein Problem bekommen, wenn er oder sie nach Ablauf des Baukredits der Bank noch Geld schuldet. Er oder sie ist gezwungen, einen neuen Kredit abzuschließen, der mit höheren finanziellen Belastungen verbunden ist. Eine Situation, die durchaus fallende Immobilienpreise zur Folge haben könnte. Das Gleiche gilt für Aktien. Die Zinserhöhungen der EZB, aber auch die Auswirkungen der Energiekrise und Lieferengpässe sorgen für fallende Kurse. Für Geldanleger werden andere Anlagenformen wie Anleihen nun wieder interessant. Im Gegensatz zum Aktienerwerb wird der Anleger nicht zu einem kleinen Teil Miteigentümer eines Unternehmens, er verleiht sein Kapital für eine bestimmte Zeit. Anleihen gelten als sicherer Hafen, sie garantieren feste Zinsen für eine fixe Laufzeit.

Inflation kann man fühlen

Wenn die Preise für Güter wie Gemüse, Obst oder Benzin, die häufig gekauft werden, besonders stark steigen, stellt sich bei vielen das Gefühl ein, alles sei teurer geworden. Oder, anders gesagt, die Inflation sei höher, als sie es tatsächlich ist. Das liegt daran, dass konstante oder sogar sinkende Preise wie beispielsweise für Computer nicht wahrgenommen werden. Einfach weil solche Produkte viel seltener gekauft werden. Dieses Phänomen wird als „gefühlte Inflation“ bezeichnet. Die Währungsumstellung auf den Euro vor 20 Jahren kann als Geburtsstunde dieses Gefühls bezeichnet werden. Damals machte der Begriff „Teuro“ die Runde, obwohl es nachweislich keine erhöhte Inflation gegeben hatte.

Was die Inflation entfacht hat

Im Jahr 2021 kletterte die Inflationsrate in Deutschland auf rund 3,1 Prozent, so stark wie seit den frühen 1990er-Jahren nach der Wiedervereinigung nicht mehr. Daran hat auch die „Politik des lockeren Geldes“ der EZB ihren Anteil. Lange hat sie im großen Stil Anleihen gekauft. Das hat für eine hohe Liquidität der Banken gesorgt, bei einer gleichzeitigen Nullzinspolitik. Und wenn sich die Geldmenge in einer Wirtschaft erhöht, steigt die Inflationsgefahr, wenn das Güterangebot die Nachfrage nicht decken kann. Neben der Geldpolitik der EZB sind als Gründe für die Inflation die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu nennen. Und vor allem die Verteuerung des Rohölpreises. Schaut man nur auf Heizöl und Kraftstoffe, lag die Inflation vergangenes Jahr sogar bei über 25 Prozent! Der Grund ist die stark gestiegene Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Corona-Pandemie die Mobilität sehr eingeschränkt hat. Als Folge der pandemischen Entwicklung wurden auf der ganzen Welt Produktions- und Lieferketten unterbrochen. In Europa betraf das beispielsweise vornehmlich in Asien gefertigte Computerchips, sodass Automobilhersteller ihre Werke zwischenzeitlich schließen mussten, weil sie keine Chips verbauen konnten. Wie globalisiert die Produktion ist, konnte besonders eindrucksvoll beobachtet werden, als das Containerschiff „Ever Given“ im Juli 2021 im Suezkanal havarierte und wochenlang dort festlag und ihn blockierte. Lieferengpässe und die verknappten Energielieferungen infolge des Ukrainekrieges sorgen bis heute für weiter steigende Preise und hohe Inflationsraten. Im Sommer 2022 lag die Teuerung bei fast 8 Prozent.

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