ZEIT für die Schule
Die Inflation macht das Einkaufen teurer
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Volle Bahnsteige, auf denen sich die Menschen drängen. Dies war im Sommer 2022 ein häufiges Bild, denn Bahnfahren erfreute sich steigender Beliebtheit. Grund dafür war vor allem das 9-Euro-Ticket, mit dem die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger in den Monaten Juni, Juli und August den Regionalverkehr der Bahn bundesweit nutzen konnten. Über 50 Millionen Fahrkarten wurden verkauft. Doch was hat dieses Ticket mit der Inflation zu tun? „Eine ganze Menge“, befindet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), denn staatliche Maßnahmen wie diese haben dafür gesorgt, dass sich die Inflationsrate zwischenzeitlich abgeschwächt hat. Der Personenverkehr hat einen großen Anteil am Warenkorb, mit dem die Inflation berechnet wird. Der deutsche Sondereffekt zeigt sich auch im EU-Vergleich: Nur Malta, Frankreich und Finnland verzeichneten zuletzt geringere Inflationsraten. Deshalb bestehe jedoch die Gefahr, so die Experten, dass die Preise nach Auslaufen der Maßnahmen wieder ansteigen.

Es stellen sich daher die Fragen, in welchen Ausmaß die Politik Preise dauerhaft beeinflussen kann und wie teuer das wird. Beim Blick auf die Kurve der Inflationsrate 2022 lassen sich die Gründe für den Höhenflug gut ablesen: Verursacht von der Pandemie stieg die Rate im vergangenen Jahr kontinuierlich bis auf 5,3 Prozent im Dezember 2021 an. Danach sank sie kurz ab, aber nachdem als Folge des Kriegsausbruchs in der Ukraine im Februar die Gaslieferungen aus Russland plötzlich sanken, nahm die Unsicherheit um die weitere Versorgung mit Energie und anderen Rohstoffen zu und ließ die Kurve nach oben schnellen.

Den Schock verarbeiten

Der Hafen im chinesischen Shanghai ist ein gutes Beispiel dafür, wie diese drei Krisen die Weltwirtschaft derzeit in Atem halten: Er ist der weltgrößte Hafen für Güter aller Art. An den insgesamt etwa 25 Kilometer langen Kaianlagen sind im vergangenen Jahr 47 Millionen Container umgeschlagen worden. Für die Weltwirtschaft bleibt es nicht folgenlos, wenn ein solcher Hafen plötzlich geschlossen wird. Und doch hat China genau das getan und als eine von vielen Corona-Maßnahmen den riesigen Handelsplatz abgeriegelt. Die Folgen konnte fast jeder spüren: Viele Güter waren nur verzögert, teurer oder gar nicht mehr erhältlich.

Ein anderes Beispiel für Lieferengpässe ist der Krieg in der Ukraine. Als unmittelbare Folge gab es hierzulande plötzlich kein Sonnenblumenöl mehr zu kaufen, da es hauptsächlich von dort importiert wird. Speiseöl lässt sich durch andere Sorten ersetzen, gravierender wirken sich die verknappten Gaslieferungen aus Russland aus: Im schlimmsten Fall drohen Lieferengpässe für den kommenden Winter. Der Gaspreis hat sich bereits vervielfacht, den Bundesbürgern drohen hohe Nachzahlungen auf ihre Heiz- und Stromrechnungen, weil die Vorauszahlungen von Energieversorgern ursprünglich auf Basis viel niedrigerer Preise berechnet worden sind. Insgesamt erhöhten sich die Energiepreise allein im August 2022 um fast 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auch die Preise für Nahrungsmittel stiegen mit über 17 Prozent überdurchschnittlich.

Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen

Bleibt 2022 ein Ausnahmejahr mit historisch hohen Inflationsraten, oder schwächen sich die drei beschriebenen Schockwirkungen mit ihren anschließenden Preissteigerungen zeitnah wieder ab? Dafür ist vor allem eine Entwicklung verantwortlich, die sich auf dem Arbeitsmarkt beobachten lässt und stark von Ergebnissen der Lohnverhandlungen abhängt. Steigen die Inflationserwartungen weiter an, können sie eine Entwicklung befeuern, die als „Lohn-Preis-Spirale“ bezeichnet wird. In der Regel orientieren sich Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter für ihre tariflichen Lohnforderungen an der Inflationsrate, um für ihre Mitglieder ein Absinken der Kaufkraft zu verhindern. So forderte beispielsweise die IG Metall im April über 8 Prozent mehr Lohn in der Stahlindustrie, die Gewerkschaft für die Metall- und Elektroindustrie einen ähnlich hohen Lohnabschluss.

Ohne den Blick auf die Kaufkraft sagt die Höhe der Löhne nicht viel aus. Die Preisentwicklung muss berücksichtigt werden. Vereinbaren Tarifparteien beispielsweise Lohnsteigerungen von 4 Prozent, die Inflationsrate beträgt gleichzeitig aber 5 Prozent, so steigen die Löhne nominal zwar an (Nominallohn), tatsächlich aber sinken sie, gemessen an der Kaufkraft, um 1 Prozent (Reallohn). Jetzt kann es zu sogenannten Zweitrundeneffekten kommen, und die Spirale setzt sich in Gang. Um die Kostensteigerungen durch die höheren Löhne auszugleichen, reagieren die Unternehmen und erhöhen ihre Preise. Steigende Preise wiederum führen zu steigenden Tarifabschlüssen. In der Folge können sich Löhne und Preise immer weiter hochschaukeln. Unabhängig davon, ob zuerst die Löhne die Preise oder die Preise die Löhne treiben. Ist diese Spirale in Gang gesetzt, droht die Gefahr, dass sich eine Inflation, die sich aus vorübergehenden Impulsen speist, in eine dauerhafte verwandelt.

Was kann Wirtschaftspolitik leisten?

Nun kommt wieder das 9-Euro-Ticket ins Spiel, als eine der Maßnahmen, mit der die Ampelkoalition der Bundesregierung sich gegen steigende Preise stemmt. Ein weiteres Paket hat sie geschnürt: Im September wird allen Arbeitnehmern ein Energiegeld von 300 Euro ausgezahlt, das allerdings versteuert werden muss. Mit den „Entlastungspaketen“ soll vor allem Menschen mit geringem Einkommen gezielt geholfen werden. Die Entlastungspakete enthalten unter anderem einen Zuschlag bei der Grundsicherung, einen Heizkostenzuschuss beim Wohngeld und einen Kinderbonus. „Mit den Energiepreisen und der Inflation, die wir im Augenblick haben, ist das eine höchst unsoziale Inflation, weil Menschen mit geringen Einkommen das Drei-, Vier-, Fünffache ihres monatlichen Einkommens im Vergleich zu gut verdienenden Menschen für Energie und Lebensmittel ausgeben“, urteilt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Zahlen sich die Finanzspritzen aus?

Zeitgleich mit dem 9-Euro-Ticket wurden die Bürger mit einem Tankrabatt auch an der Zapfsäule entlastet. Insgesamt spart eine Familie mit zwei Kindern laut Bundesfinanzministerium 2022 durch alle diese Maßnahmen 1.148 Euro ein. Der Staat lässt sich seine Anstrengungen mit circa 30 Milliarden Euro viel kosten. Zum Vergleich: Laut ifo Institut München hatte die Senkung der Mehrwertsteuer von Juli bis Oktober 2020 einen Konsumeffekt, der nicht einmal einem Drittel der Kosten von etwa 20 Milliarden Euro entsprach. Dennoch ergreift laut einer Umfrage des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Mehrheit der Industrieländer Maßnahmen gegen hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise: Fast 50 Prozent zahlen direkte Transfers an Haushalte, über 40 Prozent der Länder senken Verbrauchs- und Mehrwertsteuern, und rund ein Drittel deckelt Preise. Nur 16 Prozent der Industrieländer haben bislang keine solchen Maßnahmen beschlossen. Das beliebte 9-Euro-Ticket verursachte laut Bundesfinanzminister Christian Lindner Kosten von 14 Milliarden Euro. Dafür entlastete es aber die Geldbeutel vieler Menschen in Zeiten steigender Preise.

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