Kaufladen spielen, Taschengeld zählen, ein Sparbuch eröffnen, einkaufen gehen: Finanzbildung fängt im Kleinen an. Je früher Kinder lernen, mit Geld umzugehen, desto besser. Finanzielle Kompetenz zahlt sich spätestens dann aus, wenn Jugendliche eigene Entscheidungen treffen, etwa einen Handyvertrag abschließen oder Dinge im Internet bestellen. Doch was, wenn die Eltern grundlegendes Finanzwissen nicht vermitteln können? Welche Auswirkungen hat das auf die gesellschaftliche Teilhabe?
Im internationalen Vergleich wird Deutschland beim Thema Finanzkompetenz grundsätzlich ein hohes Finanzwissen attestiert, wie ein Policy-Paper der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt. Doch gibt es in Teilen der Bevölkerung deutliche Bildungslücken. Dazu zählen Menschen mit niedrigem Einkommen und niedrigem Bildungsstand, Frauen und junge Menschen. Einen besonderen Handlungs- und Nachholbedarf identifiziert die OECD unter anderem in den Themenfeldern langfristiges Sparen und Altersvorsorge, Beteiligung am Kapitalmarkt – beispielsweise durch Aktienkäufe – und verantwortungsvolle Nutzung von Krediten.
Immer mehr Verschuldung unter jungen Menschen
Fehlendes Finanzwissen macht Jugendliche anfälliger für falsche Entscheidungen und Täuschungen. Zu den Klassikern gehören unbedachte Vertragsabschlüsse oder ein Übermaß an Rechnungs- oder Ratenkäufen. Der Schuldneratlas Deutschland 2023 verdeutlicht, wie groß die Gefahr bei jungen Menschen ist, in eine Überschuldungsspirale zu gelangen. Erstmals seit zehn Jahren steigt die Schuldnerquote bei den unter 30-Jährigen seit 2023 wieder. Als einen möglichen Grund benennen die Autoren der Studie die gesteigerte Kauflaune nach der Pandemie – trotz Inflation und hoher Zinsen.
Das Problem: Je mehr Schulden angehäuft werden, desto schwerer sind sie kontrollierbar. Das hat eine Reihe von Negativeffekten zur Folge wie Stress und psychische Belastungen. Zudem begrenzen hohe Schulden die finanzielle Flexibilität. Wenn junge Menschen fortwährend damit beschäftigt sind, aus dem Minus zu kommen, stellen sie persönliche Ziele zurück. Das widerspricht allerdings ihrem Wunsch, am Wohlstand beteiligt zu werden, wie eine Trendstudie von 2024 zeigt.
Zugang zu Finanzbildungsangeboten gerechter gestalten
Jugendliche vertrauen in Finanzfragen hauptsächlich der Familie. Um allen die gleichen Bildungschancen zu bieten, braucht es aber gerechte Bedingungen für alle. So könnten Schulen ein guter Startpunkt sein, um Grundwissen zu vermitteln und auf Bildungsangebote aufmerksam zu machen. Inzwischen haben über die Hälfte der Finanzbildungsinitiativen in Deutschland Kinder und Jugendliche als Zielgruppe.
Ein offener Austausch über Geld eröffnet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Zukunft selbstbestimmt zu steuern. Aber auch Eltern profitieren von der Kompetenz ihrer Kinder. Die Hoffnung ist, dass der sogenannte Spillover-Effekt insbesondere dort seine Wirkung erzielt, wo Familien nur schwer Zugang zu Finanzwissen finden.
Mit Geld und Verstand
Im Rahmen der Initiative Finanzielle Bildung arbeiten das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung derzeit an einer dauerhaften Stärkung der finanziellen Bildung in Deutschland. Als Teil der Initiative wurde Ende 2023 die Finanzbildungsplattform „Mit Geld und Verstand“ geschaffen. Auf der Plattform findet man nach Themen sortierte, öffentliche Angebote im Bereich finanzielle Bildung – auch und gerade für junge Menschen. Zudem bietet die Plattform Lehrkräften eine Übersicht über Unterrichtsmaterialien, Infoseiten, Vortragsreihen und Fortbildungen verschiedener öffentlicher Akteure im Bereich der finanziellen Bildung.