Statistiken sind allgegenwärtig: Sie tauchen in Werbeslogans auf, in Nachrichten über Kriminalität oder in Berichten zum Durchschnittseinkommen. „Die Löhne steigen“, heißt es etwa, oder: „Die Zahl der Gewaltdelikte steigt.“ Was diese Aussagen verbindet: Sie stützen sich auf statistische Daten.
Statistiken entstehen durch die Auswertung großer Datenmengen – mal stammen sie aus amtlichen Erhebungen, mal aus Umfragen von Forschungsinstituten. Sie sollen informieren und Zusammenhänge sichtbar machen. Doch Statistiken können auch gezielt eingesetzt werden, um Meinungen zu beeinflussen – etwa, wenn Unternehmen mit beeindruckenden Zahlen werben oder politische Akteure Daten verzerren, um Ängste zu schüren oder bestimmte Botschaften zu verbreiten.
Statistiken richtig lesen und nutzen
Data Literacy wird daher zunehmend zur Schlüsselkompetenz. Darunter versteht man die Fähigkeit, Daten zu sammeln, kritisch zu analysieren und sinnvoll zu nutzen. Ein zentraler Bestandteil ist die Statistikkompetenz – also das Verständnis dafür, wie man Statistiken interpretieren und hinterfragen kann.
Immer mehr Berufsfelder verlangen den souveränen Umgang mit großen Datensätzen: von Programmierenden über Juristinnen und Juristen bis hin zu Handwerkerinnen und Handwerkern. Sie alle arbeiten mit Daten und Statistiken. Doch auch im privaten Alltag gewinnt Statistikkompetenz an Bedeutung: Sie hilft Menschen, Werbung kritisch zu hinterfragen und schützt davor, Falschinformationen in sozialen Medien zu glauben. Im Folgenden drei klassische Stolperfallen – und wie man sie vermeidet.
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1. Diagramme mit Vorsicht genießen
Wenn man große Zahlen vergleichen möchte, sind Diagramme oft sehr nützlich. Sie machen abstrakte Daten anschaulich und leichter verständlich. Doch genau darin liegt auch ein Risiko: Die Darstellung kann den Eindruck verzerren.
Ein Beispiel: Beginnt die Y-Achse nicht bei null, sondern bei einer höheren Zahl, wirken kleine Unterschiede plötzlich viel größer. Auch der gewählte Zeitraum kann Trends überdramatisieren oder abschwächen. Deshalb ist es wichtig, solche Darstellungen genau zu prüfen und zu verstehen, was sie wirklich zeigen.
2. Korrelation ist nicht gleich Kausalität
Ein häufiger Fehler im Umgang mit Statistiken ist die Verwechslung von Korrelation und Kausalität. Gerade in vereinfachten Darstellungen wird häufig versucht, Zusammenhänge zu konstruieren, die statistisch nicht belegt sind. Wenn beispielsweise die Zahl ausländischer Tatverdächtiger steigt, wird dies mitunter vorschnell mit Zuwanderung in Verbindung gebracht.
Doch ein kausaler Zusammenhang muss nicht zwangsläufig bestehen: Je mehr Menschen in einem Land leben, desto höher ist auch die absolute Zahl an Straftaten – unabhängig von der Herkunft oder Nationalität. Auch Faktoren wie Armut oder verstärkte Polizeipräsenz können zu einem Anstieg führen. Wer versteht, wie solche Zahlen zustande kommen, kann sie besser einordnen.
3. Der Durchschnitt ist nicht automatisch der Mittelwert
Selbst eine so geläufige Kennzahl wie der Durchschnitt kann irreführend sein. In vielen Fällen ist es sinnvoller, statt des Durchschnitts andere statistische Größen zu betrachten. Denn Durchschnitte lassen sich leicht durch Ausreißer verzerren.
Ein anschauliches Beispiel ist das Durchschnittseinkommen: Einige extrem hohe Einkommen können den Mittelwert stark nach oben treiben und so den Eindruck vermitteln, die typischen Einkommen seien höher, als sie tatsächlich sind. In solchen Fällen bietet sich der Median als aussagekräftigere Alternative an. Der Median bezeichnet den mittleren Wert einer Zahlenreihe – die Hälfte der Werte liegt darunter, die andere darüber.