Manchmal investiert man viel Zeit in die Vorbereitung des Unterrichts, doch im Klassenzimmer stößt der Plan schnell an seine Grenzen. Die Schülerinnen und Schüler lassen sich gar nicht auf den Unterrichtsstoff ein: Sie tuscheln, sind gedanklich noch vertieft in einen Streit aus der Pause oder kramen in ihren Sachen. Eine Herausforderung, sowohl für Lehrkräfte als auch für Schülerinnen und Schüler. Die Lehrkraft kommt nicht mit dem Unterrichtsstoff voran, und die Kinder lernen nichts. Die Lösung lässt sich unter dem Begriff Classroom Management zusammenfassen. Er wird oft synonym für Klassenführung verwendet und gilt in der Pädagogik als Schlüssel, um ein effektives Lernumfeld zu schaffen.
Was versteht man unter Classroom Management?
Classroom Management beschreibt Instrumente und Methoden, die dazu dienen, die Unterrichtszeit effektiv zu nutzen. Dazu zählen alle Aktivitäten und Interaktionen zwischen Lehrkraft und Schülerschaft, die Störungen im Unterricht reduzieren und so die Lernqualität für alle Kinder verbessern. Die Grundvoraussetzung dafür ist ein wertschätzendes Miteinander.
Ein gelungenes Classroom Management basiert auf drei Pfeilern:
- Die erste Stütze ist die Schaffung einer Interaktionsordnung im Klassenzimmer. Dies geschieht über Normen, Regeln, Routine und Rituale, die den Kindern eine Orientierung für ihr Verhalten geben.
- Der zweite Pfeiler des Classroom Managements ist die Steuerung der Interaktionen im Unterricht: Wie geht man als Lehrkraft mit Störungen um? Wie beobachtet man das Verhalten der Kinder, und welche Signale sendet man ihnen?
- Der dritte Pfeiler des Classroom Managements ist die Bearbeitung von Konflikten. Dazu gehört sowohl das Lösen von Konflikten als auch die Kommunikation in Konfliktsituationen.
Durch das Classroom Management lässt sich ein Umfeld schaffen, in dem Lehrkraft und Schülerschaft gut zusammenarbeiten.
Wie wirkt sich Classroom Management auf den Lernerfolg von Kindern aus?
Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass sich gezieltes Classroom Management positiv auf den Lernerfolg, die Motivation und das Verhalten von Kindern auswirkt. Es kann Störungen im Unterricht vorbeugen und somit die aktive Lernzeit von Kindern verlängern. Eine Studie des Forschungspogramms COAKTIV der Universität Freiburg konnte zeigen, dass der Einsatz von Strategien des Classroom Managements einen positiven Effekt auf die Reduktion von Problemverhalten im Unterricht hat. Dass sich Lernende durch klare Strukturen im Unterricht weniger langweilen, belegte eine Studie der LMU München, die den Einfluss des Lernumfeldes auf die Emotionen untersuchte.
Ein verbessertes Klassenklima, das durch konstruktive Kommunikation und emotionale Unterstützung seitens der Lehrkraft gefördert wird, trägt ebenfalls zur einer erfolgreicheren Lernerfahrung bei. Nicht nur die Schülerinnen und Schüler profitieren vom Classroom Management, wie eine Studie des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation zeigte – wirksames Classroom Management wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit von Lehrkräften aus.
Welche Methoden gehören zu einem gelungenen Classroom Management?
Folgende Ansätze gehören zu den zentralen Strategien des Classroom Managements:
- Rechte wirken als Leitrahmen für ein respektvolles Miteinander. Sie gelten sowohl für Lehrkräfte wie auch Schülerinnen und Schüler.
- Regeln schaffen den funktionellen Rahmen für die Interaktionen in der Klasse und geben eine Orientierung für den gemeinsamen Umgang.
- Rituale bringen Rhythmus in den Klassenalltag und geben Halt. Ein typisches Ritual kann die Begrüßung am Anfang der Stunde sein.
- Routinen wie das Meldezeichen durch das Heben der Hand können Halt geben.
- Strukturen sind dazu da, Prozesse zu erleichtern. Sie lassen sich beispielsweise durch eine passende Sitzordnung schaffen.
- Soziales Lernen in der Praxis fördert Empathie und Kooperationsfähigkeit unter Schülerinnen und Schülern – und stärkt damit die Beziehungen innerhalb der Klasse.
Wie kann Classroom Management in der Praxis aussehen?
Ein praktisches Beispiel für Rituale, die das Classroom Management unterstützen, können Sorgenschiffchen oder Glücksgläser sein. Beide Methoden sind besonders in Krisenzeiten hilfreich, um den Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern sowie der Lehrkraft zu fördern. Bei den Sorgenschiffchen schreiben Kinder ihre Sorgen und Ängste auf ein Blatt Papier. Bei Bedarf können sie mit der Lehrkraft oder der Klasse darüber sprechen. Später werden die Blätter zu kleinen Schiffchen gefaltet, die die Kinder dann an einem Bach oder einem See auf dem Wasser treiben lassen können.
Bei den Glücksgläsern hingegen kann die Klasse den Fokus auf positive Erlebnisse legen. Dabei schreibt man schöne Erinnerungen auf einen Zettel, faltet diesen und legt ihn in ein verschließbares Glas. Zu einem ausgewählten Termin öffnet man in der Klasse das Glas und lässt jedes der Kinder einen Zettel aus dem Glas vorlesen. Diese Methode hilft dabei, selbst in belastenden Phasen Raum für positive Erfahrungen im Klassenraum zu schaffen.
Mehr Tipps für ein gelungenes Classroom Management finden Sie in diesem kostenlosen Leitfaden vom Friedrich Verlag.